Erinnerung an die eigene Zukunft
Der Herbst ist ins Land eingezogen und hält auch im DSCHUNGEL Wiens Theaterhaus für junges Publikum mit einer bemerkenswerten, im Rahmen des Festivals Wien Modern vorgestellten Uraufführung Einzug. Das Musik-Stück DAS MÄRCHEN VOM ALTEN MANN geht auf Georg Büchners in Woyzzeck eingebautes Kunstmärchen ES WAR EINMAL EIN ARM KIND jene rührenden Zeilen über die Suche eines verlassenen Kindes, das statt des ersehnten Mondes, nur totes Holz und statt der Sonne eine verdorrte Sonnenblume findet. Regie führt die Osttirolerin Cornelia Rainer. Verwoben in Rainers Libretto finden sich Motive aus Hans Christian Andersen oder auch Gedichte wie Rilkes HERBSTTAG die von den Sängern, Schauspielern und Musikern des Ensemble Lux ambitioniert umgesetzt werden. Immer wieder illustrieren an Scherenschnitten erinnernde Bildelemente auf den durchscheinenden Stellwänden der Bühne (Fiammetta Horvat) die Suche eines lange Zeit stummen, alten Mannes (Klaus Huhle) nach seiner Vergangenheit. Zu Beginn angsteinflößender Störfaktor einer Kleinfamilienidylle wird der geheimnisvolle Fremde zum Vertrauten und zur Projektion einer Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, den Träumen und Ängsten. Dem engagierten Ensemble und nicht zuletzt der assoziativ mit vertrauten Klängen und „neuen“ Tönen spielenden Musik ist ein altersloses Kinderstück (empfohlen ab 7 Jahren), gelungen, das das junge wie das erwachsene Premierenpublikum sichtlich beeindruckte.