Der Diamant des Geisterkönigs, Raimundspiele Gutenstein, Foto: Joachim Kern

Der Diamant des Geisterkönigs

von Ferdinand Raimund, Raimundspiele Gutenstein

„Dem Stück wohnt ein eigentümlicher Reiz und Zauber inne. Hoffnung und Glück, Versuchung und Verführung, Sturz und Triumph werden symbolisch, durch allegorische Indirektheiten, gefasst.“ Eine Symbolik, die Cornelia Rainer „konkret mit menschlicher Selbstverantwortung verbindet, gerade angesichts der mächtigen Feen und Geister:

Abenteuerliche Wesen treiben ihr Unwesen.
Sie sind wie Menschen beschrieben, aber ihre Macht ist höher als die der Sterblichen. Und ihre Schwächen sind mit Humor ausgezeichnet.

Und die Menschen? Sie bauen auf die Geisterwelt, die alles zum Guten wenden soll. Auch sie erscheinen auf den ersten Blick heiter und ausgelassen. Doch im vermeintlich komischen Personal offenbaren sich Lebensängste und Lebenslügen , Anwandlungen menschlicher Laster. Labile, vom Leben gezeichnete Figuren werden zu komischen Rollen verpflichtet. Die Liste der potenziellen sowohl tragischen als auch komischen Selbstmörder bei Raimund ist lang: Nicht nur Florian und Mariandel, sondern auch Alcinde und Hoanghuh in „Moisarus Zauberfluch“, Amphio und Nachtigall in „Der Gefesselten Phantasie“, Valentin und Flotwell im „Verschwender“, Rappelkopf und August in „Der Alptenkönig und der Menschenfeind.“

Biedermeierliche Gemütlichkeit, naive Komifk und märchenhafe Idylle sind eng an die Ängste und Sorgen der Menschen geknüpft. Sentimentalität und Brutalität, das Ernste und das Rührende, Tragik und Komik sind untrennbar miteinander verbunden.

Also, lassen wir uns ein auf eine ungewisse Reise, auf „eine Wanderung, die von einem düsteren Gebirgstale auf den Gipfel lachender Heiterkeit führt. Melancholie löst sich plötzlich auf, in fröhliche Gesänge. Und bereitet auf die nächste düstere Partie vor. Robert Musil

Denn die Ungeheuer zeigen ihre Köpfe und tanzen im Kreis. Die Begierde erschöpft sich im Rausch. Ein dunkles Verlangen hat Eduard befallen. Er will sich nicht zufrieden geben, mit dem was ihm sein Vater hinterlassen hat. Nein. Er will den größten Schatz auf  Erden finden. Zahlreiche Gefahren muss er bestehen, bis sich ihm schließlich das Geheimnis ofenbart. Die Vereinigung mit einem geliebten Wesen ist (möglicherweise) nur ein erster Schritt auf einem langen Weg.  Das Ziel ist die Erlösung.  Glück und Befreiung sind ihm erst sicher, wenn er bereit ist sein Streben aufzugeben. Die Vergänglichkeit alles Iridschen, die Eitelkeit dieser Welt – die Versuchung muss besiegt werden. Und Erlösung ist an die eigene Überwindung geknüpft.

Eduards Reise gleicht der eines Gertriebenen, eines Suchenden. Er soll sich bessern, sich zu Reue und Buße bekennen. „Der barocke Erlösungsgedanke birgt den Widerstreit zwischen Gut und Böse, Himmel und Hölle, Gott und Teufel in sich.“ Der Mensch wird aufgerufen seine Masken fallen zu lassen. Longimanus’ Plan verspricht Befreiung durch innere Entwicklung. Die Menschen, so scheint mir, bräuchten dabei nicht zu handeln, sie müssten sich nur zu ihren Grundsätzen bekennen.

Die Raimund’sche Zauberwelt als Ersatz für die göttliche Welt? Die Feen und Geister haben große Macht, und doch scheint es, als würde hinter ihnen eine noch eine größere Macht stehen. Mit ihnen wage ich einen heimlichen Blick in die Zukunft: Ich vermute, der Mensch muss selbst über sein Schicksal entscheiden. Er ist sich selbst überlassen. Niemand kann für ihn handeln. Ein jeder muss sich selbst sein Schicksal bereiten. Wir können nur gewarnt, aber nicht gerettet werden.

  • Mit 
  • Matthias Mamedof
  • (Diener Florian), 
  • Andrea Eckert
  • (Die Hoffnung), 
  • Eduard Wildner
  • (Veritatius), 
  • Karl-Ferdinand Kratzl
  • (Geisterkönig), 
  • Sunny Timmel
  • (Pamphilius), 
  • Annette Holzmann
  • (Mariandel), 
  • Lisa Weidenmüller
  • (Amine), 
  • Alexander Meile
  • (Eduard), 
  • Christoph Moosbrugger
  • (Zephises), 
  • Sophie Behnke
  • (Ein Geist), 
  • Tani Gabriel
  • (Ein Geist), 
  • Ulrike Hübl
  • (Ein Geist), 
  • Florian Klingler
  • (Ein Kind), 
  • Ronald Rudoll
  • (Ein Geist )

Premiere

21. Juli 2016